Organisches Versteckspiel - Quality Magazine
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Organisches Versteckspiel

Die „Blooming structures“ der israelischen Designerin Sivan Royz verwandeln Taschen und Schmuckstücke in changierende Organismen. Zusammengesetzt aus hunderten Schichten Seide, wird die Zweidimensionalität von Textil in packende, räumliche Körper transformiert.

Eine Tasche ist kein Beutel und erst recht kein Sack. Sie ist vielschichtiger, komplexer und mitunter auch geheimnisvoll. Auf den ersten Blick muten die „Blooming Structures“ von Sivan Royz wie sonderbare Pilze oder Schwämme an. Hunderte Lagen weißer Seide schichtete die israelische Textildesignerin übereinander, ohne eine einzelne Naht zu setzen. Lediglich von einem versteckten Gummiband werden ihre Taschen und Schmuckobjekte zusammengehalten, die in ihrem Inneren ein sicheres Versteck aufbewahren. Zwei kleine Kammern ließ Sivan Royz in die übereinander liegenden Stoffschichten einfügen. Eine davon ist gerade groß genug, um einen Lippenstift zu transportierten. Die andere entspricht genau den Dimensionen eines Handys. Um die Tasche zu öffnen, werden die Seidenlagen auseinander geschoben und schließen sich durch die Zugkraft des Gummibands wieder von selbst. „Was mich am meisten interessiert, sind gewachsene Strukturen in der Natur. Sie sind auf beeindruckend einfache wie clevere Weise konstruiert“, erklärt die Absolventin des renommierten Shenkar College of Engineering and Design in Tel Aviv.

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Doch so organisch ihre „Blooming Structures“ wirken, wären sie ohne den Einsatz von Hightech gar nicht herstellbar gewesen. Um die Form der Taschen genau zu bestimmen, ließ Sivan Royz sämtliche Schichten per Laser auf ein präzise berechnetes Maß zuschneiden. Die Wahl des Werkzeugs sorgte dabei für einen besonderen Effekt. Denn je runder die Kurve, in der der Laser die Seide durchtrennte, desto stärker verfärbten sich die Ränder des Textils. Erhielt die Außenseite der Tasche auf diese Weise ihren changierenden orange-braunen Farbton, blieben die Innenseiten weiß.

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„Für Textildesigner liegt der Schwerpunkt normalerweise im Bedrucken von Stoffen. Was mich mehr interessiert hat, war, wie ich Drucke auf dreidimensionale Weise anwenden kann“, beschreibt Sivan Royz ihren Ansatz. Neben einer Serie von Taschen hat sie ebenso eine Schmuckkollektion nach demselben Verfahren entworfen. Die Halsketten, Armringe und Broschen sind ebenfalls aus hunderten Schichten Seide konzipiert und bringen zudem auch Farbe zum Einsatz. Der Stoff umhüllt den Körper nicht wie ein gewöhnliches Kleidungsstück. Er wird selbst zu einem Körper, der auf die Bewegungen seiner Trägerin reagiert. Die Taschen von Sivan Royz sind somit einer ständigen Transformation unterworfen und werden, in Symbiose zum Menschen, sogar lebendig.

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