Von Hölzchen auf Stöckchen - Quality Magazine
Für die einen ist es eine reine Verpackung, eine Papierhülle in der sich zwei Essstäbchen aus Holz verbergen, und bei jedem Restaurantbesuch in Japan zum Standardgedeck gehört. Für Yuki Tatsumi sind es kleine Kunstwerke. In seinem Projekt Japanese Tip zeigt der Künstler, wie man in Japan Trinkgeld gibt.
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Von Hölzchen auf Stöckchen

Von Stephanie Sommerfeld

In Japan ist vieles anders und einiges davon sollte uns zur Inspiration dienen. Nach einem guten Essen und einem ebenso guten Service bei einem Restaurantbesuch gibt es in Deutschland das entsprechende Trinkgeld. Innerlich bereits als Selbstverständlichkeit erwartet, verursacht es selten Dankbarkeit oder Freude. Nicht so in Japan: anstatt Cash, erhält der Service oftmals kunstvoll gefaltete Figuren aus Essstäbchenpapier.

Für die einen ist es eine reine Verpackung, eine Papierhülle in der sich zwei Essstäbchen aus Holz verbergen, und bei jedem Restaurantbesuch in Japan zum Standardgedeck gehört. Für Yuki Tatsumi sind es kleine Kunstwerke. In seinem Projekt Japanese Tip zeigt der Künstler, wie man in Japan Trinkgeld gibt, mit besonderer Wertschätzung und Seele. Angefangen hat alles im Jahr 2012. Yuki Tatsumi studierte Kunst und Design an der Kyoto Universität und jobbte nebenbei in traditionellen japanischen Restaurants in Tokio. Dabei fiel ihm auf, dass die Gäste als Anerkennung für Kellner und die Küche kleine Kunstwerke zurück ließen, die sie aus der Papierverpackung von Essstäbchen gefaltet hatten. Tatsumi nahm sie zunächst aus reiner Freude am Objekt mit nach Hause und begann fortan die kleinen Kunstwerke aus Verpackungsmaterial zu sammeln.

 

 

 

Neben Tierkreationen wie kleine Kraniche oder Schildkröten, die in Japan als traditionelle Glücksbringer gelten, bastelten die Restaurantgäste allerhand Gegenstände wie Blumen, Menschen, kleine Krawatten, Herzen oder Häuser. Aus der einstigen Sammelleidenschaft ist mittlerweile eine regelrechte Botschaft geworden, und Tatsumi ihr Botschafter. Seit 2016 fährt Yuki mit seinem Auto durch Japan, klappert Restaurants ab und sucht nach außergewöhnlichen Faltkunstwerken. Seine gesammelten Werke präsentiert er dann auf seiner Website japanesetip.localinfo. jp und stellt sie regelmäßig in Tokio, aber auch international aus, wie zuletzt 2018 in Paris. Mittlerweile eilt sein Ruf ihm voraus, sodass Kellner und Gastwirte ihm die gelungensten Arbeiten bereits per Post zuschicken. Heute hat der Origami-Sammler mehr als 13.000 Mini-Skulpturen zusammengetragen und ein Buch über sie veröffentlicht. Wir sind gespannt, ob und wann Yuki Tatsumi seine gesammelten Papierkunstwerke nach Deutschland bringen wird, nicht nur wegen der Schönheit der Objekte, sondern auch als Sinnbild besonderer Lebensart.

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